Manfred Sader | 1928-2006

Manfred Sader, Prof. Dr. rer. nat.

geb. 5. März 1928 in Köslin  - gest. 15. Oktober 2006 in Münster

Wissenschaftlicher Werdegang

Manfred Sader erwarb sein Diplom in Psychologie 1954 an der Universität Frankfurt und wurde dort von Edwin Rausch 1957 mit einer Arbeit über „Instruktionsverständnis und Testleistung“ promoviert. Im Jahr 1964 erwarb er an der Universität Mainz mit einer Studie über Lautheit und Lärm die venia legendi für das Fach Psychologie. Wolfgang Metzger rief ihn 1968 auf einen Lehrstuhl an der Universität Münster, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte. Seine Forschungsschwerpunkte waren die psychologische Diagnostik und die Psychologie der Gruppe.


Foto: Psychologiegeschichtliches Forschungsarchiv der FernUniversität Hagen, Bestand Manfred Sader

Wissenschaftliche Publikationen (Auswahl)

  • Instruktionsverständnis und Testleistung: Untersuchungen über Vorphase u. Hauptphase eines psychologischen Prüfversuchs. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt 1957. (Buchpublikation, Dissertation.)
  • Lautheit und Lärm. Gehörpsychologische Fragen der Schall-Intensität. Verlag für Psychologie Hogrefe, Göttingen 1964. (Buchpublikation, Habilitationsschrift.)
  • Psychologie der Gruppe. 9. Auflage: Beltz Verlag, Weinheim 2008. (Buchpublikation.)
  • Auswahlbibliographie der Gestaltpsychologie. Gestalt Theory, 1983, Jg. 5, H. 2, S. 125–127. (Zeitschriftenbeitrag, gemeinsam mit Michael Stadler.)
  • Phänomenologisch-experimentelle Methodenlehre. Ein gestalttheoretisch orientierter Versuch der Explikation und Weiterführung. Gestalt Theory, 1984, Jg. 6, S. 193–245. (Zeitschriftenbeitrag, gemeinsam mit Günther Kebeck.)
  • Rollenspiel als Forschungsmethode. Westdeutscher Verlag, Opladen 1986. (Buchpublikation.)
  • Psychologie der Persönlichkeit. 2. Auflage, Juventa, München 1980. (Buchpublikation, gemeinsam mit Hannelore Weber.)
  • Toleranz und Fremdsein. 16 Stichworte zum Umgang mit Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Beltz Verlag, Weinheim 2002. (Buchpublikation.)
  • Gruppenprozesse und destruktive Gewalt. Gruppendynamik und Organisationsberatung, 2006, Jg. 37, H. 4, S. 339–346. (Zeitschriftenbeitrag.)

Kurt Guss erinnert sich an Manfred Sader

Manfred Sader wurde 1981 Vorsitzender der „Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen e.V.“ und war ebenfalls Mitherausgeber der Zeitschrift „Gestalt Theory“. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich ihm in einem großen Koffer alle Unterlagen und Korrespondenzen, die sich bei mir als Gründungspräsident angesammelt hatten, mit dem guten Gefühl übergab, die Zukunft der GTA in berufenere Hände als die meinen zu legen.

Dieses Gefühl war berechtigt, denn Manfred Sader war der Prototyp des redlichen, zurückhaltenden und distanzierten Wissenschaftlers. Er neigte nicht zu vorschnellen Entscheidungen, Gefühlsausbrüchen oder überschwänglichen Formulierungen. Auf unserer ersten wissenschaftlichen Arbeitstagung in Darmstadt hatte ich auf eine Anregung Wolfgang Metzgers (Psychologie, 6. Auflage, 2001, S. 130 f.) versucht, gestalttheoretische Grundbegriffe mit magischen Darbietungen zu veranschaulichen. Diesen Vortrag „Zauberhafte Gestalten“ kommentierte Sader zu meiner maßlosen Überraschung mit dem Prädikat „Phantastisch!“ Über dieses so unerwartete wie „zauberhafte“ Kompliment freue ich mich noch heute.

Bei unseren Treffen, beispielsweise zur Vorbereitung unserer ersten beiden Tagungen, ging es oft hoch her und wir hatten dem korrekten Manfred Sader dabei viel zugemutet. Das alles hat er tapfer toleriert. Was ihm aber schließlich zu viel wurde, waren die unerquicklichen, nicht enden wollenden Auseinandersetzungen mit einem Vorstandsmitglied. Der geduldige Manfred Sader gab schließlich auf und schrieb mir am 8. Mai 1991: „Lieber Herr Guss, ein trauriges Ende der GTA, aber auf die Dauer unvermeidlich.“ Es hätte damals durchaus das Ende der Gesellschaft sein können. Doch hat die GTA diese und eine spätere, mindestens ebenso schwere Krise überstanden und steht heute besser da denn je.

Manfred Sader hatte mir einmal gesagt, für das Überleben einer wissenschaftlichen Zeitschrift seien die ersten drei Jahre entscheidend. Unsere „Gestalt Theory“ hat inzwischen fast vierzig Jahrgänge überstanden. Was hätte Manfred Sader wohl dazu gesagt, dass Zeitschrift und Gesellschaft fast vier Jahrzehnte überlebt haben? Ich glaube er hätte nochmals gesagt: „Phantastisch!“

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